„Die Frau im Bild. Zur visuellen Darstellung politisch aktiver Frauen.“ Vortragszusammenfassung

Professorin Francesca Vidal (Universität Koblenz-Landau) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit dem Frauenbild in der Politik – ein, wie sie gleich zu Beginn betonte, relevantes Thema, das behandelt werden müsse. Der Fokus lag dabei auf der historischen Entwicklung der Darstellung der politisch engagierten Frau.

Zunächst befasste sich Professorin Vidal mit den heutzutage immer noch existierenden Stereotypen, welche die Repräsentation von Geschlechtern bestimmen. So werden Frauen eher affektive Eigenschaften zugeschrieben: Männer gelten als durchsetzungsstark und rational, Frauen hingegen als warmherzig und vorsichtig. Unsere Ansichten werden dabei auch durch die Medien beeinflusst, da sie bestimmte Geschlechterbilder darstellen und konstruieren. Dementsprechend beeinflussen mediale Repräsentationen auch unsere Wahrnehmung von Politikern und Politikerinnen.

Professorin Vidal wies darauf hin, dass es in politischen Ämtern schon immer weniger Frauen als Männer gebe. Auch heutzutage sei es unbestreitbar, dass das weibliche Geschlecht in der politischen Welt unterrepräsentiert ist. Politik sei weiterhin eine Männerdomäne, ein hartes Männergeschäft, in dem sich Frauen erst durchsetzen müssen. Je höher die politische Ebene, desto weniger Frauen seien vertreten. Dies zeige sich auch aktuell im Bundestag, in dem der Anteil weiblicher Abgeordnete in den Fraktionen deutlich geringer ist.

Im Folgenden erzählte Professorin Vidal vom langen Kampf um das Frauenwahlrecht, das in Deutschland seit 100 Jahren existiert und als staatspolitischer Meilenstein betrachtet wird. Weltweit gesehen sei der Kampf um die Rechte der Frauen eine beständige Herausforderung gewesen. In der Schweiz hing das Frauenwahlrecht beispielsweise von einer männlichen Volksabstimmung ab – dort wurde es erst 1971 eingeführt. Um das damalige gesellschaftliche Frauenbild zu veranschaulichen, zeigte Professorin Vidal unter anderem Wahlplakate aus der Schweiz aus den 1920er-, 1940er- sowie 1960er-Jahren. Als weiteres Beispiel für die Entwicklung des Frauenbildes diente das Stereotyp der mütterlichen Frau, das uns bis in die Gegenwart begleiten sollte. So stellte bereits 1919 die Deutschnationale Volkspartei auf einem Wahlplakat Mütterlichkeit als zentralen Auftrag aller Frauen dar. Doch auch fast 100 Jahre später, ist der Typus der fürsorglichen Mutter nicht aus der politischen Welt verschwunden, wie Frauke Petry (damals AfD) 2017 mit einem – jedoch umstrittenen – Wahlplakat bewies: Sie zeigte sich mit ihrem eigenen Kind, um sich als mütterlich zu präsentieren und somit ihr öffentliches als auch parteiinternes Image aufzubessern.

Professorin Vidal kam in ihrer Ausführung zu dem Fazit, dass Geschlechterstereotype heutzutage noch immer verfestigt seien. Alle Parteien setzen sie weiterhin ein, was die historische Entwicklung der Darstellung von Frauen auf Wahlplakaten demonstriere.

„Visueller Diskurs in Sozialen Medien“ Vortragszusammenfassung

Prof. Dr. Ralph-Miklas Dobler, seines Zeichens Professor für Kunst- und Medienwissenschaften an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, sprach in seinem Vortrag „Visueller Diskurs in sozialen Medien“ über die zunehmende Verwendung und somit über die Allgegenwärtigkeit des „Visuellen“ in sozialen Medien.

Beschäftigen sich spätestens seit dem „Iconic Turn“ wissenschaftliche Disziplinen wie die Philosophie, Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft, Medienwissenschaft usw. mit Bildern, so sei es laut Dobler besonders im Bezug zu Sozialen Medien wichtig, dass sich auch die Kunstwissenschaft mit ihrem Instrumentarium und Handwerkszeug in diese Debatte mehr einbringe.

Schwierig sei es vor allem, festzumachen, was brisante Diskurse in sozialen Medien ausmachten, so Dobler: Sind es etwa Einzelbeiträge oder gar alle Beiträge zu einem bestimmten Thema, die einen Diskurs konstituieren? Zumindest konstatiert Dobler, dass durch die weltweite Vernetzung die Verbreitung von Wissen ausgeweitet sei, dass die Empfänger eines Beitrags noch nie so undefiniert wären wie heute und dass die Kommunikation in Sozialen Medien beschleunigt sei – geradezu in Echtzeit stattfinde und Politiker zu Sofortpolitik zwinge. Zudem erscheine ein Bild in Sozialen Medien als „Bildschirm zur Wirklichkeit“ und transportiere Realität und Wahrheit.

Im Folgenden ging es Dobler darum, die unterschiedliche Verwendung von Bildern im politischen Kontext zu erläutern, da Bilder immer kritisch in ein Verhältnis zur Realität zu setzen seien – sprich: in Worte zu fassen seien. Als Fallbeispiele wählte Dobler die Instagram-Inszenierungen zweier politischer Treffen: Zum einen das Zusammentreffen Angela Merkels und Donald Trumps im April 2018, zum anderen den kurz darauffolgenden Staatsbesuch Emmanuel Macrons in Washington. Dabei fiel neben der unterschiedlichen Anzahl an Bildern, die die Akteure auf ihren Instagram-Accounts hochgeladen haben, auf, dass die Gewichtung der Bilder sehr unterschiedlich war. Macron zeige auf seinen Veröffentlichungen zumeist große Gesten wie Umarmungen, Händedrücke o. ä. und betone zum einen die französisch-U.S.-amerikanische Freundschaft, inszeniere sich andererseits aber auch als starker Politiker. Merkel hingegen inszeniere sich vor allem als eloquent und wolle mit ihren Gesten Eindruck hinterlassen.

Auch der Islamische Staat, so Dobler weiter, mache sich die Macht von Bildern zu Nutze, indem er eine an den Westen angelehnte Bild- und Filmästhetik in seinen Hinrichtungsvideos verwende. Dabei dienten dem IS die Hinrichtungen nicht vorrangig der Bestrafung der zu sehenden Einzelpersonen, sondern vielmehr der Produktion neuer Bilder, die durch ihre Verbreitung in Sozialen Medien Angst und Terror schüren sollen.

Zusammenfassend merkte Dobler an, dass es vor allem in den Sozialen Medien zu einer „Totalisierung des Imaginären und Bildhaften“ komme. Dabei erhöhe gerade in den Sozialen Medien die Vervielfältigung von Bildern den Wert ebendieser. Zudem veränderten sich die Wahrnehmungs- und Rezeptionsstrukturen der Sozialen Medien als Live-Medien durch ihren „Always on“-Charakter.

(Verfasser: Johannes Kugel)

Abendveranstaltung mit Micha Brumlik – Vortragszusammenfassung

Der Erziehungswissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Micha Brumlik (Berlin) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem Titel „Das Identitäre Projekt – Antikapitalismus und Antiglobalismus zur Rettung des ‚Eigenen’“ mit der Neuen Rechten. Insbesondere ging er dabei auf die Identitäre Bewegung, eine politisch weit rechts stehende Jugendbewegung innerhalb der Neuen Rechten, ein und referierte über ihre Entstehung, die ihr zugrundeliegenden theoretischen Grundlagen bzw. Überlegungen und somit auch über ihre bekanntesten Vordenker.

Vor allem in Österreich sei die Identitäre Bewegung zahlenmäßig gut aufgestellt, da ihr politisches Programm viele Überschneidungen mit den Programmen von konservativen und rechtsgewandten Parteien wie der ÖVP oder FPÖ aufweise, so Brumliks Ausgangsthese. Programmatisch gehe es der Identitären Bewegung dabei um die „Rettung des Eigenen“: Bewahrt werden müsse in diesem Sinne das eigene Territorium, die eigene Ethnizität, das eigene Sozialwesen und die eigene Form der Demokratie – mit anderen Worten: Kapitalismus, Globalismus, Immigration, Multikulturalismus oder gar eine Islamisierung seien unerwünscht.

Deklamatorisch nehme die Identitäre Bewegung Abstand von dem Begriff des „Rassismus“, so Brumlik weiter. Vielmehr propagiere sie unter dem Deckmantel eines „Ethnopluralismus“, dass alle Ethnien gleich viel wert und somit zu schützen seien. Ein Menschsein könne nur in der gesellschaftlichen Ethnie entfaltet und realisiert werden. Auffällig sei zudem laut Brumlik die Übernahme von Aktionsformen der neuen Linken: So brachte die Identitäre Bewegung in Deutschland im Jahr 2016 ein Banner mit der Aufschrift „Sichere Grenzen – Sichere Zukunft“ am Brandenburger Tor in Berlin an.

Dass die Identitäre Bewegung mit Bedacht vorgeht und durchaus intellektuell bewandert ist, zeigt die Wahl des griechischen Buchstabens Lambda für deren Logo. Brumlik verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Buchstabe Lambda für „Lakedaimon“, dem antiken Namen Spartas, stehe. Somit verweise die Nutzung dieses griechischen Buchstabens auf die Schlacht bei den Thermopylen, bei der die Spartiaten den Persern, die Griechenland überfielen, gegenüberstanden und Sparta zu verteidigten suchten. Inspiriert wurde Identitäre Bewegung bei der Gestaltung ihres Logos wohl von dem Hollywood-Blockbuster „300“, der eben die Schlacht bei den Thermopylen zum Thema habe, so Brumlik.

Zu den Vordenkern des rechtsextremen Front National und somit auch der Identitären Bewegung gehört bspw. der französische Philosoph Renaud Camus: In seinem Buch „Le grand remplacement“, das 2012 in Deutschland im neurechten und von Götz Kubitschek geleiteten Verlag Antaios erschienen ist, spreche Camus davon, dass das Volk in einer Generation durch ein oder mehrere andere ersetzt werde. Das Volk werde, auf Brecht rekurrierend, für die Regierenden ausgetauscht, so Brumlik.

Brumlik geht zusammenfassend von sieben Grundannahmen aus, die die Identitäre Bewegung vertritt und die diese ausmachen:

  1. Dasein ist völkisch bzw. ethnisch.
  2. Der Lebensraum für Ethnien ist begrenzt. Grenzen haben demnach große Bedeutung.
  3. Kultur ist homogen und raumbezogen.
  4. Rangordnungen sind zu rehabilitieren und als achtenswert und richtig anzusehen.
  5. Digitalisierung und Globalisierung entfremden die Menschen ihres Lebens.
  6. Migrationsströme sind strategisch erzeugt und/oder gelenkt im Sinne eines amerikanischen bzw. heimischen Kapitals, das Interesse an billigen Arbeitskräften besitzt.
  7. Das Kapital verwüstet die Erde. Identitäre treten für Ökologie ein. Die Verwüstung der Erde ist zu beenden.

 

(Verfasser: Johannes Kugel/Hannah Maser)

„Designanalyse der ‚Neuen Rechten'“ Zusammenfassung der Datensitzung

In der von Dr. Stefan Meier (Universität Koblenz-Landau) geleiteten Datensitzung beschäftigten sich die TagungsteilnehmerInnen mit dem Kampagnenvideo „120 Dezibel“ aus dem Umfeld der Identitären Bewegung, dessen Titel auf die Lautstärke eines handelsüblichen Taschenalarms anspielt. Zu Beginn stellte Meier als Ausgangspunkt und Grundlage für die Analyse des Videos die wichtigsten Merkmale der Identitären Bewegung vor: Sie sei eine nationalistisch-islamophobe Protestkultur der Neuen Rechten, die nicht offenkundig rückwärtsgewandt völkisch agiere, sondern die verschiedenen Ethnien Europas im Sinne eines „Ethnopluralismus“ zu schützen suche. Zu ihren Mitteln gehöre ein offensives Branding im öffentlichen Raum und in den Medien – quasi also eine Etablierung der „Marke“ Identitäre Bewegung. Ihre Strategie, so Meier weiter, sei vor allem die Übernahme linker „Kommunikationsguerilla-Taktiken“ durch die eigene symbolische Besetzung „feindlicher Orte“ und damit der symbolischen Abwehr einer „islamischen Bedrohung“ – man denke dabei an Aktionen am Brandenburger Tor in Berlin oder an der Hohenzollernbrücke in Köln.

Das Kampagnenvideo „120 Dezibel“ zeigt verschiedene jüngere Frauen, die wiederholt die Namen dreier Frauen nennen, die Opfer von Gewaltverbrechen wurden, die von Tätern mit Migrationshintergrund begangen wurden. Sie werfen den Rezipienten vor, von den Vorfällen gewusst zu haben, aber nichts für deren Schutz getan zu haben.

Bei der Analyse des Videos wurde deutlich, dass die Akteurinnen sich einerseits als Opfer inszenieren, andererseits die Rezensenten vehement anklagen und gegen Ende des Videos fast schon aggressiv dazu aufrufen, sich gegen die vermeintlichen Bedrohungen zu wehren. Das Video ist bewusst amateur- bzw. laienhaft inszeniert – jede Stimme der zu sehenden Frauen soll als eine Stimme des Volkes wahrgenommen werden. Die unterlegte Musik des Videos greift eindeutig das Klischee einer dramatisierenden „Hollywood-Filmmusik“ auf und unterstützt somit den rebellischen Charakter und das vorgetragene Pathos. Zusammenfassend erarbeiteten die TagungsteilnehmerInnen, dass die Identitäre Bewegung und ihr Umfeld – wie Dr. Stefan Meier es bereits in seinem Vortrag „Zum politischen Design des Rechtspopulismus“ betonte und zeigte – sich parasitär Vorgehensweisen anderer Gruppen aneignen und in ihrem Sinne auslegen. So bezeichnet der Begriff „Femonationalismus“ in diesem Kontext, dass der im Video propagierte Feminismus kein wahrer, sondern ein gekaperter ist, der sich an verschiedene Diskurse wie „#Aufschrei“ oder „#MeToo“ anschließt und diese in seinem Sinne mit neuer Bedeutung und Sinn zu belegen versucht. So diene das Kampagnenvideo „120 Dezibel“ letztlich nicht der Stärkung der Frauen im Sinne eines „wahren“ Feminismus, sondern versuche, vornehmlich Muslime zu diffamieren und einer vermeintlich drohenden „Islamisierung“ entgegenzuwirken, so das Ergebnis der Datensitzung.

(Verfasser: Johannes Kugel)

„Multimodal Doing Populism. Wahlkampfstrategien populistischer Bewegungen.“ Vortragszusammenfassung

„Der Kampf und Erhalt und Verlust der Macht ist (…) immer auch ein Kampf der Bilder.“ (Jung 2006)

Professor Klemm eröffnete den zweiten Tag der Tagung mit dem Thema „Multimodal Doing Populism“. Darin erörterte er die Art und Weise, wie durch multimodale Aspekte Formen des Populismus entstehen. Die Macht der Bilder beziehungsweise die Bilder der Macht hat ihren Ursprung in ihrem ideologischen Potential. In der Theorie der audiovisuellen Politik geht es darum, dass Bilder erst in einem politisch interpretierbaren Kontext und Diskurs an diskursiver Relevanz gewinnen. Wie verhält es sich demnach mit der Selbstinszenierung von öffentlichen Personen und vor allem Politikern ohne einen journalistischen Filter?

Professor Klemm verweist darauf, den Fokus der rhetorischen Analyse von Bildern und die audiovisuelle Kommunikation auf den Konnotaten statt den Denotaten zu setzen. Politiker müssen bei ihrer konsistenten Imagekonstruktion darauf achten, was sie wie darstellen. Die jeweilige Strategie der Inszenierung müsse zur Biographie und Generation passen, dabei unter anderem die Weltanschauung der vertretenden Partei nicht außer Acht lassen.

Gibt es unter diesen Aspekten Grenzen zwischen politischer Inszenierung und Populismus? Die „dünne“ Ideologie des Populismus charakterisiere sich als die Stimme der schweigenden Mehrheit durch starke griffig-parolenhafte Kritik am herrschenden System, am sogenannten „Establishment“. Die Demokratie gerät dadurch oft in ein Dilemma. Hat sie auf der einen Seite den Anspruch den Willen des Volkes zu repräsentieren, wohnt der Demokratie aufgrund ihrer Freiheitsrechte stets selbst der Protest des Volkes inne.

Professor Klemm kam in seiner Ausführung zu dem Fazit, dass die Grenzen zwischen legitimer demokratischer und populistischer Inszenierung immer fließender sind. Betrachtet man unter anderem die politische Inszenierung von einigen Politikern wie Trump oder Macron. Jegliche Wahlwerbung solle aus dem Grund einer kritischen multimodalen Diskursanalyse unterzogen werden, um die politisch relevanten Konnotate, aber auch die rhetorischen Konstruktionen herauszuarbeiten.

(Verfasser: Katherina Tustea)